Donnerstag, September 29, 2011

Was ich heute gelernt habe...


- man sollte sich im Bus nicht hinter die Achse setzen, vor allem wenn man 12 Stunden auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße unterwegs ist...
- manche Inder sprechen erstaunlich wenig bzw. gar kein Englisch; ein Problem, wenn man nach einer Stunde Rumfragen immer noch nicht weiß, wo der Bus abfährt...
- man sollte nicht so oft auf Toilette müssen, wenn man mit dem Bus 12 Stunden durch die Gegend kurvt...
- immer und überall Klopapier dabei haben!

Märchenstadt Udaipur

Udaipur wird im Reiseführer als "romantischste Stadt Rajasthans, vielleicht sogar ganz Indiens" beschrieben. Hört sich nett an, dachten wir. Gerade nach der 10-tägigen Meditation in völliger Stille und Abgescheidenheit war eher eine ruhige und entspannte Kleinstadt als eine indische Großstadt, in der man permanent angestarrt, angefasst und irgendwohin mitgeschleppt wird (meistens in irgendwelche Shops, die dem vermeintlichen "Bruder" oder "Onkel" gehören oder natürlich zu Reisebüros)... Und tatsächlich: Udaipur ist wunderschön gelegen, wird von Hügeln des Aravalligebirges eingerahmt und aus dem (für indische Verhältnisse) glasklaren Wasser des Pichola-Sees ragt der City Palace empor. Von den zahlreichen Dachterrassen kann man über den See hinüber zum berühmten Wahrzeichen der Stadt schauen: dem Lake Palace, einem strahlend schönen Bau wie aus dem Märchenbuch... Die Dachterrassen sind teilweise wunderschön hergerichtet: Bunte Sitzkissen liegen auf dem Boden, abends werden Kerzen angezündet und die Tische sind mit Mosaik verziert. Da hier ein Teil des James Bond Films "Octopussy" gedreht wurde, wird selbiger abends in fast jedem Hostel/Restaurant/Dachterrasse gezeigt. Gegessen wird indisch (z.B. Paneer Butter Masala: weicher Käse in einer würzigen Butter-Curry-Sauce) oder westlich (Pancakes with Lemon and Sugar oder gegrillte Sandwiches). Auf den Straßen werden wir zum Chai eingeladen, bestaunen den bunten Gewürzmarkt, schlendern durch die zahlreichen Shops, unterhalten uns mit Einwohnern und erleben eine Gastfreundlichkeit, wie wir sie bisher in den Großstädten noch nicht kennengelernt haben. Hier lassen sich durchaus ein paar entspannte Tage verbringen...

Montag, September 26, 2011

Zwischen Jaipur und Udaipur

Hunderte singender Studenten machen unseren Nachtzug zu jenem märchenhaften Indien, welches wir aus den Katalogen der Reisebüros kennen. Auf dem Dach des Zuges pulsiert das Leben und verströmt seine Energie in die Stille der Nacht. Wir sind berauscht und erdrückt gleichzeitig von soviel Leben an einem Ort. Das ist es also, was man wohl gemeinhin mit der Magie Indiens versucht zu beschreiben. Eine Beschreibung, die sich im Angesicht des aufkommenden Zaubers, der einen durchströmt, als erstaunlich treffend und passend erweist.
Heute sind auf dem Dach unseres gnadenlos überfüllten Zuges viele Menschen in den Tod gerissen worden. Eine Blutlache von mehreren Quadratmetern bezeugt, was wir uns nicht vorstellen können und läßt die Realität wie eine Klinge in unseren betäubten Verstand hineinschneiden.
Wir werden, benebelt von den Erinnerungen der Nacht, in die Realität gespuckt und fühlen uns schuldig, weil wir beglückt waren von einem Moment der in sich den Tod trug.

Indiens märchenhafte Atmosphäre wird von unbegreiflicher Realität bespielt. So liegen in einem Moment zwei Wahrheiten, die eigentlich nicht miteinander vereinbar sind. Die Überforderung verströmt eine Magie, die an sich selbst zerbricht.
Oder anders: Das Land ist wie ein Tiger, den sein ständiger Hunger zwingt, sich selbst Stück für Stück aufzufressen.

Samstag, September 24, 2011

Der Maharadscha

Ich möchte in Indien keine Frau sein, oder anders: Ich möchte in Indien unbedingt ein Mann sein. Wärend wir so durch die Gassen Jaipurs schlendern, vergeht kaum eine Minute, in denen meine weibliche Begleitung (und ich kann es den Indern nicht verübeln, denn Nina und Sarah fallen hier wirklich auf und haben natürlich einiges an weiblichen Reizen zu bieten) auf direkteste und forsche Art angebaggert werden. Dabei muß man wissen, dass die Bezeichnung "girlfriend" hier nicht wirklich existiert und die Frau der indischen Kultur entsprechend eher als Beute denn als Mitmensch betrachtet wird. So ehrlich die Zuneigungsbekenntnisse der Inder auch sein mögen, so befremdlich und seltsam wirken die Flirtgespräche in unseren Augen. Beispiel gefällig? "Hallo, woher kommst Du? Ich bin ein wirklich toller Mann, wollen wir uns heute Abend treffen? Ich hole dich um 18.00Uhr an deinem Hotel ab." (Diese Aneinanderreihung an Sätzen findet tatsächlich ohne Unterbrechung statt.)
Dabei läuft das Ritual folgendermaßen ab: Ich werde gefragt, wer von den beiden hübschen Damen meine Frau sei, ich bekunde, dass ich mit keiner der beiden verheiratet sei, Nina aber meine feste Freundin wäre, und erst jetzt werden die beiden mit indischem Charme, gepaart mit einer großen Portion Hartnäckigkeit und Ausdauer bombadiert.
Das einzige Argument, welches diesen Anflug von mänlichem Jagtinstinkt zumindest für Nina verhindern kann, sind drei schlichte Worte: "Wir sind verheiratet!" Ist uns dieser Satz erst einmal über die Lippen gekommen (und man möge sich denken, mit welchem unsicheren Gefühl der europäische Freiheitsfanatiker diese Worte ausspricht), fällt das stolze Imponiergehabe wie ein Kartenhaus in sich zusammen und zurück bleibt ein etwas verdatteter, aber meist sehr freundlicher Inder, der nicht selten auf einen Chai einlädt.
Nachdem sich meine beiden Damen an der männlichen Zuwendung, ich nenne es einmal "satt gegessen" haben (auch wenn der Tisch noch so reich gedeckt ist, irgendwann schmeckt der Nachtisch einfach nicht mehr), wurde uns diese penetrante Endlosschleife, mit der sich der indische Charm wiederholt, dann teilweise doch zu viel und ich ersann eine neue Strategie: Hier komme ich nun ins Spiel, und ich muss gestehen, nachdem die beiden Damen nun ihr Ego ausführlich aufpolieren durften, hielt ich es nur für angemessen auch einmal selbst im Antlitz meiner doch immerhin vorhandenen Männlichkeit zu baden. "Sind Sie mit einer der Damen verheiratet?" fragten mich einige junge Inder, die man durchaus auch als attraktiv beschreiben könnte. "Ich bin mit beiden Frauen verheiratet" gab ich mit überzeugter Stimme zurück und freute mich diebisch über den überraschten Glanz in den Augen der Inder. Halb bewundernd und respektzollend, halb amüsiert und ungläubig plauderten wir weiter und erörterten die Heiratsgewohnheiten in Deutschland. Diese habe ich hier etwas zu meinen Gunsten kurzfristig überarbeitet, so wie man ein Bild mit einem Glanzlack überzieht, um ihm noch etwas mehr Leuchtkraft zu verleihen. Wir flachsten über die gerade entwickelten deutschen Sitten und ich bekam nach vielerlei Bewunderungsäußerungen, Schulterklopfern und Respektsbekundungen zum Abschluss den vielleicht doch etwas hochgegriffenen, schmeichelnden Titel: "der Maharadscha aus Deutschland" verpasst.
Welchen der deutschen Heiratsbräuche mir die jungen Inder nun tatsächlich abnahmen, kann ich im Nachhinein nicht sagen. Das Lächeln, welches in ihren Gesichtern stand, verrät mir aber, dass sie sehr wohl auch die Spaßkomponente meiner Erzählungen erkannten, mir jedoch dennoch erlaubten, das Spielchen weiterzuspielen.
Tatsache ist aber auch, das meine beiden Freundinnen von keinem dieser jungen Potenzbubis nach dieser Unterhaltung angebaggert wurden, was für die Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit meiner Geschichte spricht und mich nun doch etwas verunsichert zurücklässt (Nicht, dass die indischen Schulbücher sich nun genötigt sehen, ihr Kulturverständnis von Europa zu überarbeiten und das europäische Traditionsverständnis neu geschrieben werden muss).
Schönes Indien! Ich laufe mit zwei der attraktivsten Damen weit und breit durch die Stadt, bekunde lässig, dass ich mit beiden verheiratet sei und geniesse die ehrfürchtigen und bewundernden Blicke der neidisch starrenden Männer. Und stellt sich mir doch mal einer wagemutig in den Weg befehle ich nur: Platz da! Weisst du nicht, wer ich bin? Ich bin's: Der Maharadscha aus Deutschland.


10 Tage Stille


Als uns unsere Freundin Sarah erzählte, dass sie vorhabe, einen 10-tägigen Vipassana-Meditationskurs in Indien zu machen, dachten wir: Warum nicht? Eine gute Möglichkeit, die ersten Weltreise-Eindrücke zu verarbeiten, den Kulturschock abzufangen und nach den zwei stressigen Referendariatsjahren wieder mehr zur Ruhe und zu sich selbst zu finden.
Von Jaipur aus machten wir uns auf den Weg, passierten den Affentempel und kamen schließlich beim wunderschön gelegenen Dhamma Meditation Centre an. Pfaue, Streifenhörnchen und Affen streiften umher (erst später entdeckten wir, dass es auch riesige Spinnen und Skorpione gab). Um die 100 Leute drängelten sich um das Office-Desk, saßen im Garten, unterhielten sich und tranken Chai; viel mehr Männer als Frauen, viel mehr Inder als Traveller. Eine bunt gemischte Truppe durch alle Altersklassen (tatsächlich auch viele alte Menschen, die kaum mehr laufen konnten) und alle Typen – vom deutschen Manager bis zur australischen Aussteigerin.
Elektronische Geräte, Bücher und Stifte mussten wir abgeben; man soll sich nicht durch Dinge ablenken lassen und keinen Kontakt zur Außenwelt aufnehmen. Auch unsere Wertsachen bzw. sämtliches Geld sowie Kreditkarten mussten wir in fremde Hände geben. Ein komisches Gefühl, tragen wir doch sonst immer alles, was wichtig ist, am Körper. Die Angst vorm Verlieren gaben wir mit ab. Ein Gefühl von Leichtigkeit machte sich breit...
Wir bezogen unsere Zimmer. Jeder sein eigenes. Man darf schließlich keinerlei Kontakt mit anderen Menschen haben. An das kalte Wasser aus Eimern zum Duschen gewöhnt man sich schnell. Ebenso daran, auf einem Bettgestell zu schlafen, das mit einer Spanplatte und der dünnsten Matratze, die ich je gesehen habe, bestückt war. Die Toilette musste mit Wasser aus Eimern abgespült werden. Fasziniert beobachtete ich eine Ameisenstraße durch mein Zimmer: unermüdlich trugen sie tote Insekten durch's Zimmer und verschwanden schließlich in einem Wandloch.
Wir hatten uns mit unserer Unterschrift verpflichtet, den Code Of Discipline einzuhalten, der aus den fünf folgenden Punkten besteht:
1) Abstention from killing (bezieht sich auf alle Lebewesen – manchmal bei Mosquitos nicht so einfach...).
2) Abstention from stealing.
3) Abstention from all sexual activities (damit ist sämtlicher Körperkontakt, z.B. Hände schütteln, umarmen etc. gemeint).
4) Abstention from telling lies.
5) Abstention from all intoxicants (Drogen, Alkohol, Zigaretten, Kaffee...).
Diejenigen, die schon einmal einen Kurs mitgemacht hatten, mussten außerdem folgende Regeln einhalten:
6) Abstention from taking food after 12 noon.
7) Abstention from sensual amusement and bodily decorations.
8) Abstention from using high and luxurious beds (also wenn unsere Betten als "luxuriös" beschrieben werden, möchte ich nicht wissen, was hiermit gemeint ist...).

Zusätzlich zu diesen Regeln galt ab dem Zeitpunkt der Einführung am ersten Abend die Noble Silence ("silence of body, speech and mind", d.h. auch Gesten, Körper- und Blickkontakt sollten vermieden werden), die wir für die gesamte Dauer des Kurses einhalten mussten.
Nach der ersten Meditation am Abend ging es um 9 Uhr uns Bett. Licht aus.
Der Aufwachgong ertönte am nächsten Morgen um 4 Uhr. Es war dunkel und kalt. Wir schleppten uns in die Meditationshalle, in der wir zwei Stunden meditierten, bevor der Gong die sehnsüchtig erwartete Frühstückspause ankündigte. Auch der Rest des Tages erfolgte streng nach Zeitplan:

4:00 am     Morning wake-up bell

4:30-6:30 am
Meditate in the hall or in your room

6:30-8:00 am
Breakfast break

8:00-9:00 am
Group meditation in the hall

9:00-11:00 am
Meditate in the hall or in your room according to the teacher's instructions

11:00-12:00 noon
Lunch break

12noon-1:00 pm
Rest and interviews with the teacher

1:00-2:30 pm
Meditate in the hall or in your room

2:30-3:30 pm
Group meditation in the hall

3:30-5:00 pm
Meditate in the hall or in your own room according to the teacher's instructions

5:00-6:00 pm
Tea break

6:00-7:00 pm
Group meditation in the hall

7:00-8:15 pm
Teacher's Discourse in the hall

8:15-9:00 pm
Group meditation in the hall

9:00-9:30 pm
Question time in the hall

9:30 pm
Retire to your own room--Lights out


Wer mal mitrechnet, kommt auf zehn Stunden reine Meditationszeit, dazu kamen die Discourses, also die Erklärungen uns Erläuterungen des Teachers. Freie Zeit gab es so gut wie keine, aber was hätte man in dieser auch machen sollen...
Auch Zeit zum Nachdenken hatte man kaum. Während der Meditation ging es darum, Körperempfundungen zu beobachten. Und zwar nur zu beobachten. Und dabei gleichmütig zu bleiben. Das ist nicht so einfach: der Geist ist zu Beginn ständig unruhig und schweift ab.
Vipassana ist eine der ältesten Meditationstechniken Indiens und wurde nach langer Vergessenheit vor mehr als 2500 Jahren von Gotama, dem Buddha, wiederentdeckt. Vipassana heißt, Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind und ist ein Prozess der Selbstbeobachtung. Dadurch soll der Geist gereinigt werden und man erlangt Erleuchtung.
Die ersten drei Tage praktizierten wir Anapana-Meditation, die Beobachtung des eigenen Atems innerhalb des Bereichs der Nase und oberhalb der Lippen. Zehn Stunden am Tag saßen wir da und beobachteten unsere Empfindungen in diesem Bereich. Während der restlichen sieben Tage wurde das Feld ausgeweitet und wir "tasteten" mit unserem Geist unseren Körper von oben bis unten ab und beobachteten sämtliche Empfindungen (Schmerz, Schweiß, Kälte, Stoff, Kitzeln, Zittern...). Das stundenlange Sitzen ist zu Beginn wirklich anstrengend: ständig schlafen einem die Beine ein, die Knie tun weh, der Rücken noch mehr... Aber es wird besser und zum Schluss schafft man es tatsächlich, in der einstündigen Gruppenmeditation eine ganze Stunde sitzen ohne sich zu bewegen (ja, auch nicht mal kurz kratzen oder Beine strecken) durchzuhalten.
Sehr befremdlich war das nicht enden wollende Bedürfnis mancher Inder sich ihrer Gase aus sämtlichen Körperöffnungen zu entledigen (dabei standen die Frauen den Männern in nichts nach!). Ich versuchte dem Ganzen mit Gleichmut (es ging ja genau darum, diesen zu entwickeln) zu begegnen. Das klappte eher selten...
Insgesamt war es eine wirklich spannende Erfahrung und wir sind froh durchgehalten zu haben. Es ist anstrengend so sehr bei sich zu sein, sich ständig auf den jetzigen Moment zu konzentrieren. Es gab Phasen, in denen man einfach keine Lust mehr hatte, Phasen, in denen einem langweilig war oder die Schmerzen so stark wurden, dass der Gleichmut nirgends mehr zu finden war. Dann gab es wieder hochkonzentrierte, wirklich effektive Phasen.
Insgesamt war es eine spannende Erfahrung, die uns sicherlich näher zu uns selbst gebracht hat.
May all beings be happy!

Dienstag, September 13, 2011

Sari Safari


Agra und Umgebung

Fatehpur Sikri

Fatehpur Sikri liegt 40 km von Agra entfernt und ist eine befestigte alte Stadt (einst die Hauptstadt des Mogulreichs), deren Paläste Kaiser Akbar für seine drei Lieblingsfrauen errichtete – eine war Hindu, eine Muslimin und eine Christin. Fatehpur Sikri gehört zum Weltkulturerbe und es gibt einen unterirdischen Tunnel, der angeblich bis zum 40 km entfernten Agra Fort führen soll.

 






Taj Mahal

Der Taj Mahal wurde vom indischen Dichter Rabindranath Tagore als "Träne auf der Wange der Ewigkeit" beschrieben, der britische Poet Rudyard Kipling bezeichnete ihn als "die Verkörperung alles Reinen" und sein Schöpfer, Kaiser Shah Jahan, sah "die Sonne und den Mond bei seinem Anblick weinen". Seine wahre Schönheit kann man allerdings nicht beschreiben, nur sehen...








Dies und das...

 Leckeres Thali, mjam!

 Kamelrikscha vor dem Taj Mahal

Auf unserer Dachterrasse im Hostel...




Indiens Dörfer werden schwarz in der Nacht

Wir fahren mit dem Tuk-Tuk durch die Nacht. Fast schleichend entwickelt sich um uns herum ein reges Treiben auf der Straße. Mofas, Motorräder, Fahrräder und vereinzelt auch das ein oder andere Ochsengespann leisten uns Gesellschaft auf unserem Weg durch die Nacht. Viele dieser Gefährte fahren ohne Licht, so dass wir mit lautem Gehupe durch die Dunkelheit fahren, um die vor uns liegenden Fahrzeuge auf uns aufmerksam zu machen. Der schon zur Gewohnheit gewordene indische Duftcocktail steigt uns in die Nase, und knapp vor unserem Tuk-Tuk trotten noch zwei Kühe  in „heiliger“ Seelenruhe über die Straße. Von den uns überholenden Motorrädern wird uns teilweise ein freundliches Lächeln, verbunden mit einem indischen „Heloh“ zugeworfen, häufiger   jedoch erahnen wir stumme Blicke, die uns von links und rechts aus der Dunkelheit begleiten. Das Dorf wird lauter, lebhafter und voller. Jedoch sehen können wir davon fast nichts. Wir spüren die Energie, die sich in der Luft breitmacht, können deren Zentrum aber nur erahnen. Geräusche und Gerüche veranstalten für uns ein famoses Schauspiel, deren Bebilderung aber der Phantasie in unseren Köpfen obliegt. Wir hören Stimmengewirr, Kinderrufe, Töpfe klappern, Mofas hupen Fahrräder quitschen, Hunde bellen und das Platschen von eilig durchwateten Schlammpfützen, die sich hier überall auf der lehmigen Straße gebildet haben. In unregelmäßigen Abständen werden wir von kleinen Rauchwolken verschluckt (die wir uns als eine Kombination aus Auspuffgasen und Kochstellen erklären), die das Schauspiel gewissermaßen in einzelne Szenen gliedern. Endlich können wir doch noch einige Kerzen ausfindig machen, die die Bewohner in ihren Verschlägen und Ständen aufgestellt haben. Ihr  Licht läßt uns schemenhaft hunderte von eilig bewegten Schatten erkennen. Das pralle Dorfleben spielt sich in diesem Moment vor uns neben uns und hinter uns auf der  Straße ab.
So glauben wir zumindest, denn sehen können wir davon fast nichts.

Samstag, September 10, 2011

Chai

Leckerer, dampfender Chai!!!
Der Legende nach soll Buddha, nachdem er während der Meditation eingeschlafen war, sich als Akt der Buße die Augenlider abgeschnitten haben. Aus den zu Boden gefallenen Augenlidern wuchs der erste Teestrauch – und der gekochte Tee vertrieb den Schlaf!

Delhi: Eindrücke








Der Lotustempel (oder auch "Bahai House of Worship") in Delhi besteht aus 27 leuchtend weißen Marmorblüten. Die Bahai-Philosophie strebt nach universellem Frieden und der Überwindung von Vorurteilen. Anhänger aller Glaubensrichtungen sind eingeladen, in dem Tempel gemäß ihrer eigenen Religion zu beten oder zu meditieren.

Mittwoch, September 07, 2011

Was ich heute gelernt habe...


- es geht immer NOCH lauter, noch voller, noch dreckiger als man denkt!
- beim indischen Mc Donald's gibt es drei verschiedene Hähnchenburger und drei verschiedene Veggieburger ("Paneers", d.h. paniertes zusammengepanschtes Gemüse oder panierter Käse, natürlich alles scharf!)
- beim indischen Subway gibt es entweder Chickensubs oder Paneersubs
- als Vegetarier is(s)t man hier im Paradies (habe ich beim Travelln sonst noch nie so erlebt)
- alle Inder wollen ein Foto von oder mit mir! Und bedanken sich auch noch höflich dafür ("Thank you, Madam!") Süß!!!
- selbst in Delhi im "Touristenviertel" wird man angegafft und betatscht...

Über Delhi...

Die ersten Bilder täuschen darüber hinweg: Delhi ist keine schöne Stadt!
Die Stadt riecht aus allen Poren. Uringestank, Räucherkerzen, verführerische Gewürze und Bratfett steigen in stetigem Wechsel in die Nase, so dass man sich kaum entscheiden kann, ob man kotzen oder inhalieren möchte.
Um die gängigen Klischees zu bedienen: Die Stadt erscheint tatsächlich wie ein lebender Organismus. Ihre Straßen erscheinen wie enge Blutgefäße, durch die die Menschenmassen gepumpt werden. Der Verkehr scheint jeden Moment im Chaos zu ersticken, aber wie durch ein Wunder fließt der Strom gleichförmig weiter und weiter. Von oben drückt die Hitze und ergießt sich in regelmäßigen Schauern über der Stadt. Hunderte von Bettlern werden an die Oberfläche geschwemmt und scheinen mit der Stadt buchstäblich verwachsen zu sein. Nachts legt sich die Stadt ein glitzerndes Gewand aus blinkender Leuchtreklame zu als wolle sie uns Schönheit vorgaukeln. Vielleicht aber auch nur, um ihre Hässlichkeit stolz und mit Würde zu präsentieren.
Nein, Delhi ist keine schöne Stadt!
Delhi ist hässlich, beängstigend, abstoßend, atemberaubend und bezaubernd.


Fotosession

 Herzlicher Willkommensgruß: alle wollen ein Foto mit mir :-)



Mogularchitektur in Delhi: Humayun's Tomb